Zur Person:


Dr. Henrik Bispinck ist Zeithistoriker und arbeitet in der Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt "Die DDR im Blick der Stasi. Die geheimen Berichte der SED-Führung" 1953 bis 1989 - Edition und Analyse.


Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des geteilten Deutschland, sowie Schul- und Bildungsgeschichte im 20. Jahrhundert. Nach dem Studium der Geschichte und Germanistik in Münster, Edinburgh und an der Humboldt-Universität in Berlin arbeitete er von 2000 bis 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in Berlin. Zwischenzeitlich auch als freier Mitarbeiter für die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde und promovierte 2008 als Dr. phil. an der Universität Leipzig.


Im Anschluss war er auch als wissenschaftlicher Referent bei Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V. tätig und arbeitete 2010 als freier Mitarbeiter für die Bundeszentrale für politische Bildung.


Dr. Bispinck ist seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Bildung und Forschung der Stasi-Unterlagenbehörde und seit 2013/2014 Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität in Berlin.


Seine zahlreichen Publikationen sind zum Beispiel als Monographien, Quellenedition, Sammelbände, Aufsätze oder in Form von Rezensionen und Tagungsberichten in Zeitungsartikel erschienen.



Herr Dr. Bispinck, wer hat die Wanderausstellung ins Leben gerufen und welche Intention steckt  hinter der Idee der Ausstellung?


Henrik Bispinck:

Die Wanderausstellung war eine Initiative von Marianne Birthler der Bundesbeauftragten von 2000 bis 2007. Frau Birthler fand,
dass in den westlichen Bundesländern zu wenig Wissen und Informationen über das Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit vorhanden war.


Sie und andere Mitarbeiter der Stasi-Unterlagenbehörde haben seither die Ausstellung begleitet, wie beurteilen sie ist die Resonanz, besonders hier im Westen Deutschlands?


Henrik Bispinck:

Die Resonanz der Ausstellung ist natürlich sehr unterschiedlich, sie ist von Stadt zu Stadt verschieden, im allgemeinen ist die Resonanz jedoch gut, das hängt immer so ein bisschen davon ab, wo ist sie positioniert ist oder welche Konkurrenzveranstaltungen es gibt.


Warum enthält die Ausstellung auch Inhalte mit lokalen Bezug zu Mainz und der Umgebung, die das Wirken der Stasi auch
hier im Westen aufzeigt?


Henrik Bispinck:

Es ist uns ganz wichtig, dass wir einen lokalen Bezug in der Ausstellung haben, deshalb recherchieren wir vorher, was hat die Stasi beobachtet in der Region in den Städten in der Umgebung. Was war da wichtig, um zu zeigen, dass die Stasi auch im Westen präsent war und nicht nur auf dem Territorium der DDR.


Inwieweit gibt es Planungen die Wanderausstellung auch in den nächsten Monaten und Jahren andernorts weiterzuführen?


Henrik Bispinck:

Die Ausstellung gibt es ja schon viele Jahre und sie wird weiter wandern. Sie wandert sozusagen mehrmals im Jahr durch kleinere und größere Städte in Westdeutschland, manchmal auch im Ausland, das Projekt wird auch künftig weitergeführt werden.


Inwieweit gibt es Planungen die Wanderausstellung auch in den nächsten Monaten und Jahren an anderen Orten weiterzuführen?


Henrik Bispinck:

Die Ausstellung gibt es ja schon viele Jahre und sie wird weiter wandern. Sie wandert sozusagen mehrmals im Jahr durch kleinere und größere Städte in Westdeutschland, manchmal auch im Ausland, das Projekt wird auch künftig weitergeführt werden.


Hat die Stasi auch hier im Rhein-Main-Gebiet gewirkt, gibt es Informationen darüber, wieviel Menschen
hier in der Region von der Bespitzelung betroffen waren, welche Erkenntnisse haben die Forschungen hierzu ergeben?


Henrik Bispinck:

Die Forschung gibt nicht her wieviel Menschen exakt betroffen sind, aber es gibt einige Beispiele die wir hier in der Ausstellung in Mainz zeigen. Klar ist es, dass die Bespitzelung der Stasi bundesweit war.


Gab es hier im Rhein-Main-Gebiet ein spezielles Objekt das von der Stasi bespitzelt wurde?


Henrik Bispinck:

Interessant ist zum Beispiel das Wirken der Stasi hier in Mainz. Es gab hier eine Zweigstelle der Hauptstelle für Befragungswesen des Bundesnachrichtendienstes in der Bahnhofsstraße in Mainz. Diese wurde zum Beispiel beobachtet, dazu habe ich Unterlagen im Vorfeld der Ausstellung gefunden.


Welche Personengruppen hier im Westen waren für die Stasi besonders interessant und können sie ein konkretes Beispiel einer Einzelperson aus der Region nennen, die von der DDR-Geheimpolizei bespitzelt wurde?


Henrik Bispinck:

Zum Beispiel gab es überall DDR-Flüchtlinge oder Menschen die ausgereist waren, sie wurden häufig auch weiter von der Stasi beobachtet, dazu habe ich auch einen Fall aus Mainz gefunden, eine Frau aus Leipzig die sich in Mainz niedergelassen hat, und dann feststellte als sie 1992 ihre Unterlagen angeschaut hat, ich bin ja weiter beobachtet worden, Briefe sind abgefangen worden, mein Telefon meine Wohnung ist abgehört worden, weil man wissen wollte was habe ich noch für Kontakte in der DDR.


Herr Dr. Bispinck, wir bedanken uns für das Interview.


(Interview: Klaus Leitzbach im Rahmen der Stasi-Wanderausstellung "Feind ist, wer anders denkt" am 16. November 2017 in Mainz).