Interview mit den Schauspielern Susanne Lammertz (Susanne Fröhlich) und Jan Schuba

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Die Interviewpartner:


Susanne Lammertz


Susanne Lammertz (Susanne Fröhlich) absolvierte ihre Schauspielausbildung von 1996-1999 an der „Etage“ in Berlin. Seit 1999 spielt sie in verschiedenen Theatern in Frankfurt. Zu ihren zahlreichen Theaterengagements gehören unter anderem „Gold“ von Peter Greenaway, Schauspiel Frankfurt; „Das Tagebuch der Anne Frank“ von F. Goodrich und A. Hackett in der Rolle der „Anne“; „Spiel`s noch einmal Sam“ von Woody Allen in der Rolle der „Linda Christie“, Maintheater Frankfurt oder das Weihnachtsmärchen „Ritter Kamenbert“ von Peter Blaikner in der Rolle der „wilden Karoline“, Volkstheater Frankfurt oder auch am Gallus Theater Frankfurt im Zusammenhang mit dem Kinder- und Jugendfestival „Starke Stücke“. Die Schauspielerin gestaltet und erarbeitet auch Seminare, Theaterworkshops und zum Beispiel Krimispiele.


Jan Schuba


Nach seiner Magister in Theater-, Film- und Publizistikwissenschaft machte Jan Schuba eine dreijährige Ausbildung an der Schauspielschule Mainz. Während dieser Zeit gastierte er bereits zwei Spielzeiten lang am Mainzer Staatstheater. Danach führte ihn sein Engagement ans Theater Hagen, das Theater im Pfalzbau Ludwigshafen, die Burgfestspiele Bad Vilbel, die Schlossfestspiele Ettlingen das Theater Speyer, die Mainzer Kammerspiele, das Staatstheater Saarbrücken, die Oper Bonn und das Volkstheater Frankfurt. Seit dem Jahr 2006 gehört er zum Ensemble der Brüder-Grimm-Festspiele in Hanau, dort wurde Jan Schuba 2007 mit dem Preis für den besten Darsteller ausgezeichnet. In Frankfurt leitet Jan Schuba gemeinsam mit Susanne Fröhlich das freie Ensemble Theater Skyline. Jan Schuba ist mit verschiedenen Gala- und Comedy-Projekten in ganz Deutschland unterwegs und arbeitet auch für Film- und Fernsehproduktionen, für die er sich auch als Autor verantwortlich zeichnet.

Das Theaterstück "Am Horizont" von Petra Wüllenweber, thematisiert die gesellschaftliche Herausforderung Demenz,
welchen Bezug zum Thema Alzheimer hatten Sie vor Ihrer Arbeit an dem Werk?


Susanne Lammertz:

Weil ich eine Tante mit Alzheimer habe, die in einem Heim intensiv betreut wird und es in meiner Familie weitere Personen mit Alzheimer gab, die zuhause betreut wurden, war ich bereits mit dem Thema vertraut. Ich weiß welche emotionellen Belastungen damit verbunden sind. Dies habe ich zum Beispiel bei meiner theaterpädagogischen Arbeit Jugendlichen vermittelt und beschrieben welche eigenen Gefühle damit verbunden als wir unsere Tante in dem Heim unterbrachten. Als Jan Schuba vor Jahren das Stück „Am Horizont“ fand waren wir damals überzeugt, dass es kein gesellschaftliches Thema sei. Das änderte sich jedoch 2014 nach dem Film „Honig im Kopf“. Weil uns das Lesen des Stückes zu jenem Zeitpunkt uns beide angesprochen hat, haben wir es für den Bereich Jugendtheater ausgewählt.


Jan Schuba:
Als Kinder- und Jugendtheater wählen wir gesellschaftlich relevante Themen. Und da kam uns der Gedanke einmal etwas Anderes zu machen, das genauso gesellschaftliche Relevanz hat, aber nicht aus dem typischen Bereich des Jugendtheaters stammt. Ich fand, dass das Stück „Am Horizont“ ein ganz spannendes Thema sei, deshalb habe ich es für meine Regiearbeit ausgewählt. Die Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Frankfurt hat mir bei der Inszenierung sehr geholfen.


Hat Ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Alzheimer Ihren Umgang mit dem Thema oder mit Betroffenen verändert?


Jan Schuba:

Bis zu meiner Inszenierung des Stücks „Am Horizont“ bin ich mit dem Thema Alzheimer nicht in Berührung gekommen. Durch meine Arbeit an dem Stück und die damit verbundene Zusammenarbeit mit der Alzheimer Gesellschaft Frankfurt, habe ich die Erkrankung näher kennengelernt. Ich habe jetzt ein klareres Bild. Ich weiß das es bei Alzheimer sehr viele Phänomene gibt. Man hat uns erklärt, dass es viele verschiedene Formen von Alzheimer gibt. Das Stück „Am Horizont“ zeigt im Prinzip die Spitzen der Erkrankung.


Susanne Lammertz:
Bei mir hat sich nicht der Umgang mit dem Thema, sondern das Wissen darüber geändert. Ich verstehe jetzt besser warum ein Alzheimer-Erkrankter nicht mehr so reagiert wie früher. Ich habe gelernt, dass bestimmte Regionen seines Gehirns ausgelöscht sind, wodurch das einmal Erlernte weg ist. Und das Wissen, dass die Krankheit verschiedene Verläufe nehmen kann gibt mir Halt und Trost.  


Was macht Ihnen an Ihrer Theaterarbeit besonders Spaß?


Jan Schuba:

Wo soll ich da anfangen und wo soll ich da aufhören. Also ich finde es grundsätzlich toll Geschichten zu erzählen. Ich bin Autor und als Schauspieler stehe ich auch selbst auf der Bühne, aber ich habe vor Jahren meine Liebe zur Inszenierung entdeckt und die Regiearbeit finde ich toll und faszinierend genauso wie das spielen.


Susanne Lammertz:
Was macht bei der Theaterarbeit Spaß – Alles. Es ist kein Beruf wo man viel Geld verdient, insofern muss es Spaß machen sonst würde es keiner machen. Ich bin sehr gern Theaterschauspielerin, weil ich da auf der Bühne sofort ein Feedback durch das Publikum bekomme. Ich mag es auch mich in tausend Figuren zu verwandeln. Toll ist auch der Austausch mit meinen Kollegen, die genauso viel Herzblut in ihre Arbeit hineinlegen wie ich, das mitzuerleben macht auf der Bühne unglaublich viel Spaß. Mir gefällt auch was zwischen uns Schauspielern auf der Bühne passiert, wie wir Gefühle austauschen und uns einer Figur nähern. Das macht mir besonders Spaß, weil man dabei unglaublich viel über Menschen lernt.


Das Kellertheater ist Mitglied in der Frankfurter Theaterallianz, welche Impulse erhalten Sie aus diesem Verbund für Ihre Theaterarbeit?


Susanne Lammertz:

Wir dürfen hier spielen und das ist wunderbar! Denn als freie Theaterbühne haben wir keine feste Spielstätte. Das Kellertheater bietet uns die Plattform die Stücke zu machen die wir umsetzen möchten. Es gibt uns dafür den Freiraum, ohne uns zu beschneiden oder vorzugeben welche Themen wir machen sollen. Für diese tolle Zusammenarbeit bin ich sehr dankbar. Wir fühlen uns hier wirklich zuhause.


Jan Schuba:
Ich habe hier im Kellertheater zwar zwei Stücke inszeniert stand aber hier noch nicht selbst auf der Bühne. Was ganz Besonderes ist die Atmosphäre der Spielstätte. Ich habe noch nie auf so einer kleinen Bühne gestanden. Im Kellertheater ist man viel näher am Publikum dran, als in einem Haus mit 800 oder 900 Plätzen. Das ist für meine Schauspielkollegen eine ganz tolle Sache.


Sie haben schon an verschiedenen Spielstätten und Spielorten gearbeitet, was schätzen Sie besonders an der Spielstätte des Kellertheaters und an Frankfurt als Stadt?


Susanne Lammertz:
Die anderen Schauspieler und Regisseure, die ich hier kennengelernt habe, sind alle sehr mit der Spielstätte verbunden und spielen gerne hier. Und wir haben das Gefühl als Gastspielgruppe hier nicht nur geduldet, sondern auch gewünscht zu sein. Wir sind hier nahe am Publikum und kriegen sofort unser Feedback. Wir schätzen hier auch das schöne freie Arbeiten. Aber natürlich haben und werden wir auch woanders spielen. In Frankfurt kommt man sehr schnell an die Leute ran. Wenn ich mir vorstelle die gleiche Arbeit in Berlin zu machen glaube ich nicht, dass wir so schnell in Kontakt kommen würden. Die Leute in Frankfurt sind einfach zugänglicher.


Frau Lammertz, Herr Schuba wir bedanken uns für das Interview.


(Interview: Klaus Leitzbach während der Jubiläumsfeier "20 Jahre Alzheimer Gesellschaft Frankfurt" und der Aufführung des Stücks "Am Horizont" am 14. Februar 2016 im Frankfurter Kellertheater)