Interview mit Liane Reinemer (Pferdetrainerin und Reiterin)
Zur Person:
Liane Reinemer (geb. Berghammer) leitet die "Horse School" in Schotten (Vogelsberg) ist Ausbilderin für Pferde und reitet selbst die größte Pferderasse der Welt, die "Shire Horses". Liane Reinemer erblickt im Jahr 1984 das Licht der Welt und begeistert sich nach eigenen Angaben schon im Kindesalter für Pferde und fühlt sich von dem örtlichen Gestüt regelrecht anzogen. Ihr Leben hat sie seither fast vollkommen den Pferden gewidmet. Im Jahr 2014 gründete sie die Horse School und 2016 kaufte sie in Schotten-Kaulstoß ihren eigenen Hof, den sie heute gemeinsam mit ihrem Mann Heiko (Sattler) und einer Reihe von Mitarbeitern unterhält. Sie gab ihren Beruf als Grafikerin auf und beschäftigte sich hauptsächlich mit der Ausbildung ihrer Berittpferde und ihrer eigenen Pferde. In der Folgezeit ließ sie sich im Dressurreiten und in der Akademischen Reitkunst ausbilden und legte erfolgreich mehrere Prüfungen ab. Trotz dieser Ausbildungserfolge ist die Pferdetrainerin auch heute der Meinung: "Es gib unendlich viel über und mit Pferden zu lernen."
Frau Reinemer, wann und wie haben sie ihre Liebe zu Pferden entdeckt und wie kam es dazu sich beruflich ganz dem Thema Pferd zu widmen?
Pferde haben mich schon als kleines Kind fasziniert. Wir hatten in unserem Dorf ein großes Gestüt mit großen Weiden, auf dem die Herden im Sommer friedlich grasten. Ich war oft dort und habe sie beobachtet. Mit sechs Jahren durfte ich einmal in der Woche zum Voltigieren und mit 12 Jahren habe ich angefangen zu reiten. Dass ich jetzt hauptberuflich mit Pferden arbeite war so nicht geplant. Ich bin eigentlich gelernte Grafikerin. Das hat sich einfach im Laufe der Jahre nebenberuflich entwickelt und nahm irgendwann größere Ausmaße an. 2014 gründete ich dann mein eigenes Unternehmen – die Horse School.
Welche besondere Herausforderung war es für sie, ihrem Team und auch für die Pferde, ihr Programm in der Show Arena auf der Messe Wächtersbach durchzuführen?
Zur Messe hatten wir zahlreiche Pferdefreunde, die unsere Familie unterstützt haben – zu Hause am Hof sowie auf der Messe. Ich war sehr froh, dass wir so kräftige Unterstützung hatten. Alleine, hätten wir das nicht bewältigen können. Für die Pferde ist so eine Messe ebenfalls eine große Herausforderung. Wir haben eine ganze Herde mitgebracht, so dass sie sich gegenseitig unterstützen konnten. Zwei von fünf Pferden haben aber nicht die ganze Messe durchgehalten. Denen waren diese besonderen Umstände mit Ganztagsbeschallung und tausende Menschen zu stressig. Da geht dann das Pferdewohl vor. Die anderen drei Pferde fanden es auch anstrengend aber konnten trotzdem die ganzen neun Tage konzentrierte Leistung bringen und standen ständig mit mir im Kontakt.
Wie müssen wir uns Ihre tägliche Arbeit auf der Horse School in Schotten vorstellen?
Im Alltag ist das Wetter unser Chef. Wir richten unser Leben nach den Jahreszeiten und den Pferden aus. Mein Mann und ich versorgen täglich 15 bis 20 Pferde. Ich selbst trainiere täglich 8-15 Pferde. Und trainiere auch mit den Menschen in einzelnen Trainingseinheiten. Mein Mann fährt dazu noch Sättel anpassen, reparieren und verkaufen und ich fahre an den Wochenenden raus und gebe Seminare. Dazu kommen noch unsere zwei Ferienwohnungen und die Büroarbeit die das ganze mit sich bringt. Uns wird also nicht langweilig.
" Es gibt unendlich viel über und mit Pferden zu lernen"
Liane Reinemer im Interview © frankfurtmedien.de / Thomas Lichtenstein Foto: Liane und Heiko Reinemer © frankfurtmedien.de / Klaus Leitzbach
Was macht die Ausbildung von schweren Pferden wie die Shire Horses besonders und gibt es Unterschiede zur Ausbildung anderer Pferderassen?
Kaltblüter verlangen Präzession und und ein hohes Maß an pädagogischer Ausbildung. Wenn man Kaltblüter ausbildet lernt man nichts mit Kraft und Zwang zu regeln.
Andere Pferderassen profitieren davon.
Welche Eigenschaften braucht ihrer Meinung nach ein Mensch, um einen guten Draht zu Pferden entwickeln zu können?
Der Mensch muss zunächst ehrlich zu sich selbst sein und er muss Pferde lieben. Wenn man authentisch ist und stets konsequent und gerecht ist das eine gute Voraussetzung, den Rest kann man lernen. "Jeder der sich ein Pferd kauft, sollte sich schon vorher einen Lehrer suchen ... ein Pferd ist kein Hamster, sondern eine Lebensaufgabe"
Was tun Sie am liebsten, wenn Sie nicht gerade im Sattel sitzen?
So viel, wie man vielleicht glaubt, sitze ich gar nicht im Sattel. Ein Großteil meiner Arbeit mit den Pferden findet tatsächlich am Boden statt. Hier arbeite ich an der Beziehung zu ihnen und trainiere Muskeln und Gelenke. Die Pferde zu reiten ist nur ein Teil der Möglichkeiten mit Pferden zu arbeiten.
Besonders junge Mädchen träumen vom Reiten und von einem eigenen Pferd. Welchen Profi-Tipp haben Sie für junge Pferdefans und ihre Eltern?
Jeder der sich ein Pferd kauft, sollte sich schon vorher einen Lehrer suchen, der ihm ein gutes Bauchgefühl gibt. Außerdem sollte jedem bewusst sein, dass ein Pferd kein Hamster ist, sondern eine Lebensaufgabe.
Wie wichtig ist für Sie – Ihr Team, Ihr Hufschmied, Ihr Tierarzt, die Besitzer?
Im Grunde ist es ein großes Ganzes, was sich gegenseitig für die Sache begeistert.
Frau Reinemer, wir bedanken uns für das Interview.
(Interview: Klaus Leitzbach im Rahmen der Messe Wächtersbach im Mai 2023)