Interview mit Dieter Haupt (Aufsichtsratsmitglied Messe Wächtersbach)
Zur Person:
Dieter Haupt ist Messeprofi. Er war 42 Jahre bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) tätig und hat während seiner beruflichen Tätigkeit viele Messen für Landmaschinen und Tiere organisiert. Der Wächtersbacher arbeitet heute ehrenamtlich für die Messe Wächtersbach* und ist als Aufsichtsratsmitglied der Messe aktiv.
Das Interview:
Pandemiebedingt konnte die Messe die letzten zwei Jahre nicht stattfinden, inzwischen gibt es in Wächtersbach politische Stimmen, die sagen, die Messe sei nicht mehr zeitgemäß, sollte kleiner oder ganz abschafft werden. Herr Haupt, was erwidern sie solchen kritischen Stimmen?
Dieter Haupt:
Da nehme ich gerne Stellung dazu zunächst einmal als Messemann. Die Messe ist dazu da, dass man sich vor Ort trifft,
das man diskutiert, das man sehen, riechen, schmecken kann, all diese Sachen sind auf einer Messe gebündelt.
Welche Folgen hatte es für die Messe Wächtersbach, dass sie zweimal abgesagt werden musste, und welche Anstrengungen hat die Messegesellschaft unternommen, um einen Re-Start in diesem Jahr zu realisieren?
Dieter Haupt:
Natürlich haben zwei Jahre Pandemie unsere Messegesellschaft, wie auch alle anderen Messegesellschaften in Deutschland sehr gebeutelt. Keine Einnahmen, es war schwer die Kontakte zu den Ausstellern zu halten, da habe ich selbst mitgearbeitet, jedes Viertel Jahr ging eine Depesche an unsere Aussteller raus. Mit Inhalten wie: Die nächste Messe kommt wieder, wir gestalten unser Messegelände um. Wir machen Neuerungen und Verschönerungen des Messegeländes, so hielten wir die Aussteller bei Laune.
"Natürlich haben zwei Jahre Pandemie unsere Messegesellschaft,
wie auch alle anderen Messegesellschaften in Deutschland sehr gebeutelt.
Keine Einnahmen, es war schwer die Kontakte zu den Ausstellern zu halten"
Welche Herausforderungen waren bis zum Re-Start der Messe in diesem Jahr zu bewältigen?
Dieter Haupt:
Da war die politische Unklarheit. Als Messegesellschaft sind wir von Genehmigungen abhängig. Aufgrund der Pandemie war lange unklar, ob und wann die Messe aufgrund der Pandemie wieder geöffnet werden konnte. Bis wir die Genehmigung hatten, das hat lange gedauert! Dann haben wir die Messe wieder organisiert und sie ist da!
"Als Messegesellschaft sind wir von Genehmigungen abhängig. Aufgrund der Pandemie war lange unklar, ob und wann die Messe wieder geöffnet werden konnte."
Wie bewerten sie als Veranstalter das Stimmungsbild der Messeleitung?
Dieter Haupt:
Wir sind im Moment sehr zufrieden.
Können diesmal wieder die Besucherzahlen der letzten Messe vor Corona im Jahr 2019 erreicht werden?
Dieter Haupt:
Das ist eine sehr schwierige Frage, die im Moment nicht beantwortet werden kann.
Nehmen wir einmal an, die Besucherzahlen bleiben hinter den Zahlen von 2019, was geschieht dann mit der Messe?
Dieter Haupt:
Bei der letzten Messe 2019 haben wir zirka 50.000 Besucher gehabt. Wenn wir diese 50.000 nicht erreichen, dann ist das kein Beinbruch für die Messe, denn bereits jetzt planen wir für die Jahre 2023 und 2024 auch wieder für eine Messe Wächtersbach.
Herr Haupt, vielen Dank für das Interview.
(Interview: Klaus Leitzbach im Rahmen der Messe Wächtersbach im Mai 2022)
Hintergrundinfos und Links:
* Die Messe Wächtersbach ist eine Verbraucher- und Erlebnismesse für die ganze Familie. Die Leistungsschau zeigt einen bunten Mix aus den Bereichen Neuheiten, Freizeit, Garten, Gesundheit, Ernährung, Haushalt, Technik, Bauen, Wohnen, Energie, Umwelt, Industrie, Handel, Handwerk und vielen weiteren Sparten. Aktuelle Sonderausstellungen und ein buntes Rahmenprogramm mit bekannten Künstlern aus Funk und Fernsehen ergänzen die Messe. Die Messe finden bereits seit 1949 jedes Jahr statt. In den Jahren 2020 und 2021 musste sie jedoch pandemiebedingt ausfallen.
Update 30. Mai 2022:
Die positive Stimmung, wie sie Aufsichtsratsmitglied Dieter Haupt im Interview beschrieb, zeigte sich auch am Ende der neuntägigen Messe. Nach dem vorläufigen Ergebnis haben in diesem Jahr über 42.000 Menschen die Messe Wächtersbach besucht. Angesichts der Rahmenbedingungen ein gutes Ergebnis, denn obwohl pandemiebedingt eine große Zahl von bekannten Firmen auf eine Beteiligung verzichtete, freuten sich die über 260 Aussteller über das positive Kaufverhalten und Informationsbedürfnis der Besucher.